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Definition Barrierefreiheit bei Webseiten, Online-Shops

Barrierefreiheit im Web bezieht sich auf die Praxis, Webinhalte und -ressourcen so zu gestalten, dass sie ohne zusätzliche Installation oder technische Einschränkung für alle Menschen zugänglich und nutzbar sind. Die Webzugänglichkeit umfasst also nicht nur die Zugänglichkeit für Menschen mit physischen/psychischen Beeinträchtigungen, sondern die einfache Nutzbarkeit für alle Besucher der Webseite.

Der barrierefreie Zugang zum Internet ist wichtig, um sicherzustellen, dass alle Menschen gleichberechtigten Zugang zu Informationen und Diensten im Internet haben. Webseiten-Besucher sollten unabhängig von technischen Barrieren und persönlichen Einschränkungen alle Inhalte lesen und die Interaktionsmöglichkeiten der Webseite nutzen können. Daher wurde auch das BFSG (Barrierefreiheitsstärkungsgesetz) beschlossen.

Inhaltsübersicht

Richtlinien Anforderungen und Gesetze

Seit 2018 sind die Web Content Accessibility Guidelines (WCAG) des World Wide Web Consortiums (W3C) in der Fassung 2.1 der aktuelle Standard hinsichtlich der Barrierefreiheitsanforderungen. Anhand dieser Richtlinien können häufige Barrierefreiheits-Probleme auf Webseiten erfasst und behoben werden. Auch die Richtlinie (EU) 2019/882 orientiert sich bei der Ausgestaltung der Anforderungen für Webseiten an diesen internationalen Standards.

Die Guidelines des W3C für die Barrierefreiheit von Webseiten sind in vier Kategorien unterteilt (wahrnehmbar, bedienbar, verständlich & robust), innerhalb der Kategorien gibt es unterschiedliche Anforderungsgrade (A, AA, AAA), wobei AAA die höchsten Anforderungen stellt.

Via die Europäische Union kommt das BFSG (Barrierefreiheitsstärkungsgesetz), welches ebenfalls gesetzliche Anforderungen zur Barrierefreiheit von Webseiten und Onlineshops aufstellt.

Man muss vorab im Detail definieren, an welchen Richtlinien und Anforderungslevels man sich orientieren will, muss und kann. Dabei ist zu bedenken, dass die höheren Anforderungen für Webseiten und Online-Shops nur mit erheblichem Aufwand, Know-how in Konzeption, Umsetzung und Befüllung realisierbar sind. Abweichungen vom Corporate Design sind dazu häufig unabdingbar, jedenfalls was Farben, Schriftgrößen und Abstände betrifft.

Robert Hartl

Barrierefreiheit für Webseiten von öffentlichen Einrichtungen Landesgesetze und Verordnungen

In Bundesländern wie in Bayern gibt es ganz konkrete Anforderungen für die Informationstechnik von öffentlichen Einrichtungen – dazu zählen auch die Webseiten von Gerichten, Staatsanwaltschaften und Trägern der öffentlichen Gewalt. Ausgenommen sind Gemeinden, Gemeindeverbände und Landratsämter. Die genauen Barrierefreiheitsanforderungen, die in der bayerischen E-Government-Verordnung (BayEGovV) auf Basis des § 13 S. 2 des Bayerischen Behindertengleichstellungsgesetzes (BayBGG) zu finden sind, beziehen sich auf die Barrierefreie Informationstechnik-Verordnung (BITV 2.0).

In der BITV 2.0 wird wiederum auf die WCAG-Standards des W3C - im Kern auf EN 301 549 in der Version V2.1.2 (2018-08) verweisen, was (WCAG) 2.1 im Level AA entspricht. Für zentrale Navigations- und Einstiegsangebote sowie Formulare und andere interaktive Prozesse werden höhere Anforderungen (entspricht dann AAA) gefordert. So müssen auf der Startseite Informationen zu den wesentlichen Inhalten und Hinweise zur Navigation in Gebärdensprache und in leichter Sprache verfügbar sein. Dazu ist eine Seite mit Erklärung zur Barrierefreiheit anzulegen, die wie das Impressum von jeder Seite erreichbar sein muss. Diese ist jährlich und bei größeren Änderungen zu aktualisieren und muss auch Kontaktoption für Feedback anbieten.

Öffentliche Stellen können von einem barrierefreien Angebot nach § 1 Abs. 4 BayEGovV im Einzelfall absehen, soweit die Einhaltung der Barrierefreiheitsanforderungen eine unverhältnismäßige Belastung darstellt.

Vorteile Barrierefreiheit erreichen

Die Konzentration auf die Barrierefreiheit einer Webseite bringt einige Vorteile mit sich:

  • Die Barrierefreiheit kann die Nutzbarkeit (Usability) von Websites für alle erhöhen, nicht nur für Menschen mit Behinderungen.
  • In vielen Ländern gibt es bereits Gesetze, die vorschreiben, dass Websites für Menschen mit Behinderungen zugänglich sein müssen.

  • Außerdem sind Websites, die für Menschen mit Behinderungen zugänglich sind, auch für Suchmaschinen oft besser erfassbar und so in den Suchmaschinenergebnissen (SERPs) oft besser platziert (Ranking).

  • Ein weiterer Vorteil der Konzentration auf die Barrierefreiheit einer Webseite ist, dass Organisationen, die der Barrierefreiheit im Internet einen hohen Stellenwert einräumen, als integrativer und sozialer angesehen werden.

Nachteile Barrierefreiheit - muss das sein?

Neben den oben genannten Vorteilen hat die Optimierung der Barrierefreiheit der Webseite auch einige Nachteile, die berücksichtigt werden sollten:

  • Die Einrichtung barrierefreier Websites kann teuer sein, insbesondere für kleinere Organisationen.
  • Die Umsetzung von Barrierefreiheit im Internet kann eine Herausforderung sein und erfordert spezielle Kenntnisse und Erfahrungen.
  • Viele Webentwickler und -designer wissen nicht, wie wichtig Barrierefreiheit im Internet ist und wie man sie umsetzt.
  • Einige Website-Funktionen sind für Menschen mit bestimmten Behinderungen nicht zugänglich, was die Nutzererfahrung insgesamt einschränkt.

Basics Barrierefreiheit für Webseiten

1
Alternativtexte, Beschreibungen

Alternative Textbeschreibungen bzw. Textalternativen für Bilder, Videos ermöglichen es Menschen mit Sehbehinderungen, den Inhalt zu verstehen.

2
Untertitel

Dabei werden Videos oder andere Multimedia-Inhalte mit Untertiteln versehen, sodass auch gehörlose oder schwerhörige Menschen Zugang zu den Informationen haben.

3
Tastaturnavigation

Websites sollten allein mit der Tastatur navigierbar sein, damit sich auch Menschen mit motorischen Einschränkungen problemlos durch die Inhalte bewegen können.

4
Farbkontrast

Ein hoher Farbkontrast zwischen Text und Hintergrund ist für Menschen mit Sehbehinderungen unerlässlich, um den Inhalt lesen zu können.

5
Text-to-Speech

Die Text-to-Speech-Technologie kann Menschen mit Sehbehinderungen den Zugang zu Informationen auf einer Webseite erleichtern.

Das sind jedoch nur grundlegende Verbesserungen. Die Anforderungen für "Barrierefreiheit" sind auch in kleineren Anforderungslevels deutlich höher.

Best Practice für zugängliche Webseiten Barrierefreiheit im Web

Wie können nun Webseiten für Barrierefreiheit optimiert werden? Wir haben einige Tipps und Tricks für gut zugängliche Webseiten zusammengeschrieben:

  • Die korrekte Verwendung von HTML-Tags kann dazu beitragen, Webinhalte für Menschen mit Behinderungen zugänglicher zu machen.
  • Alle Bilder sollten mit alternativen Textbeschreibungen versehen werden, um sicherzustellen, dass Menschen mit Sehbehinderungen den Inhalt verstehen können.
  • Achten Sie auf einen ausreichenden Farbkontrast zwischen dem Text und dem Hintergrund, damit er für Menschen mit Sehbehinderungen lesbar ist.
  • ARIA-Attribute (Accessible Rich Internet Applications) können verwendet werden, um dynamische Inhalte besser zugänglich zu machen.
  • Stellen Sie sicher, dass alle Funktionen der Website allein mit der Tastatur navigiert werden können.
  • ...

Checkliste Webdesign

  • Layouts und Seitendesigns sind responsivem, also reaktionsfähig und passen in ein 320-Pixel-Ansichtsfenster, ohne dass Inhalte und Funktionen verloren gehen, und es kommt nicht zu unerwartetem bidirektionalem Scrollen.
  • Kontrastierende Farbpaare - Vorder- und Hintergrund - sollten der WCAG 2.1 Stufe AA entsprechen. 4,5:1 für Textelemente und 3:1 für Nicht-Text-Elemente.
  • Wesentliche interaktive Elemente sollten eine technische Klick-Zielgröße von 44px haben, auch wenn das Element visuell nicht 44px hoch ist.
  • Zugängliche Namen für semantische Elemente - Links, Schaltflächen, Bilder, Überschriften usw. - helfen Screenreader-Nutzern, den Kontext des jeweiligen Elements zu erkennen. Wenn ein Element keine visuelle Textbeschriftung hat, sollten Sie es beschriften.
  • Funktionale Elemente wie Kontrastswechsler, Vorlesefunktion usw. sind im Layout zu berücksichtigen.

Checkliste Webdev/ Technik

  • Schaltflächen dürfen nur Funktionen ausführen.
  • Verwenden Sie keine ARIA Elemente, es sei denn, es ist notwendig.
  • Verwenden Sie das Attribut title nicht, um wichtige Informationen zu vermitteln.
  • Verwenden Sie geeignete Orientierungspunkte (ARIA Landmarks/ Rollen).
  • Fügen Sie leeren Alt-Text zu dekorativen Bildern hinzu.
  • Stellen Sie sicher, dass die Benutzer nur mit der Tastatur arbeiten können.
  • Verwenden Sie ARIA-live, um dynamische Änderungen anzukündigen.
  • Verwenden Sie semantische Tabellen für tabellarische Inhalte.
  • Passen Sie die Tabulatorreihenfolge an die visuelle Reihenfolge an.
  • Bieten Sie Schriftgrößenanpassung an und stellen Sie sicher, dass das Layout sinnvoll erhalten bleibt.
  • Inhalte müssen auch mit einem Textbrowser wie Lynx sinnvoll lesbar bleiben.
  • Die Webseite muss auch ohne JavaScript und eingebettete Objekte funktionieren.
  • Navigation und Benutzbarkeit muss auch ohne Maus funktionieren.

Checkliste Content

  1. Fügen Sie Untertitel zu Videos hinzu.
  2. Fügen Sie Alt-Text zu Bildern hinzu.
  3. Überspringen Sie keine Überschriftenebenen.
  4. Setzen Sie nur Links zum Navigieren ein.
  5. Stellen Sie Inhalte in leichter Sprache und Gebärdensprache zur Verfügung.

Fazit Barrierefreiheit im Web

Der barrierefreie Zugang zum Internet ist von entscheidender Bedeutung, um sicherzustellen, dass alle Menschen den gleichen Zugang zu Informationen und Diensten im Internet haben. Die Umsetzung der Barrierefreiheit im Internet birgt zwar einige Herausforderungen, bringt aber auch erhebliche Vorteile mit sich, z. B. eine bessere Benutzerfreundlichkeit, die Einhaltung gesetzlicher Vorschriften und einen besseren Ruf. Bewährte Techniken wie die Verwendung von semantischem HTML, die Bereitstellung alternativer Textbeschreibungen und die Tastaturnavigation können dazu beitragen, Websites für Menschen mit Behinderungen zugänglich zu machen.

FAQ Häufige Fragen zu Barrierefreiheit im Web

Was bedeutet barrierefrei im Internet?

Eine barrierefreie Webseite sollte von allen Besuchern ohne technische oder persönliche Einschränkungen gut genutzt werden können. Die Webzugänglichkeit umfasst nicht nur die Zugänglichkeit für Menschen mit physischen/psychischen Beeinträchtigungen, sondern die einfache Nutzbarkeit für alle Besucher der Webseite, um allen Menschen einen gleichberechtigten Zugang zu Informationen im Internet zu bieten.

Wie kann man eine Webseite barrierefrei machen?

Wir haben einige Tipps für barrierefreie Webseiten zusammengeschrieben:

  • Alternative Textbeschreibungen und Alternativtexte für Bilder
  • Untertitelung
  • Tastaturnavigation der Webseite
  • Hoher Farbkontrast
  • Text-to-Speech
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