Anlässlich unseres umfangreichen Redesigns folgen einige Artikel zum Thema Blogdesign. Der Artikel »10 Tipps für ein einfacheres Blog-Design« hätte auch »no Tags, no Bookmarks, no Bullshit« heißen können und widmet sich der Einfachheit eines Blogs aus mehreren Perspektiven. Denn auf vielen Blogs haben die Sidebars (Plural!) mehr Widgets als der Blog selbst Artikel. Dabei weiß doch jeder, dass die Kunst im Weglassen besteht. Wo kann man weglassen, wie kann man entschieden, was man im Blogdesign braucht und welche Funktionen wichtig sind? Für diese Fragen gibt der Artikel einige Impulse und Beispiele.
Einfachheit ist kein Selbstzweck
Einfachheit ist ja gut und schön, aber wozu eigentlich?
Wozu machen wir einen Blog und schreiben Artikel? Eben für die Leser, die Besucher. Darunter sind je nach Ausrichtung und Zielgruppe aber auch »Anfänger«, die vielleicht mit dem Format Blog und dessen typische Funktionen nicht so vertraut sind.
Auch diese Leser sollten auf einen Blick erkennen, wo sich Inhalt, Navigation etc. befinden. Vergleicht beim nächsten Besuch im Elektromarkt mal die Verpackungen von Apple, Wii und Windows 7 – auch auf der Rückseite.
Alles muss raus
Einfachheit erreicht man dadurch, dass man alles weglässt bis nichts mehr übrig ist, was man weglassen könnte. Übrig bleiben soll das, was den Kern ausmacht, die wesentliche Funktion, den wesentlichen Nutzen.
Da man selbst hier meist viel zu zurückhaltend ist, hat sich bei uns das umgekehrte Prinzip bewährt: alles raus und nur das wieder rein, was wirklich jeder Nutzer benötigt. Das klappt nicht nur gut, sondern geht meist auch deutlich schneller.
Beispiele im Blogdesign
Da wir hier speziell über Blogs reden, anbei einige exemplarische grundsätzliche Beispiele. Die konkret ausgewählten Beispiele sind austauschbar und haben sich während meiner Blogbesuche angesammelt. Die Betroffenen mögen mir verzeihen und die Hinweise als Anstoß eigener Überlegungen nutzen. Natürlich tausche ich auch eine Grafik aus, wenn es sein sollte.
1. WordPress Meta
In fast jedem WordPress-Theme sind die Meta-Angaben enthalten. Ist Meta schon nichtssagend, so sind die darin meist enthaltenen Links für den Besucher komplett nutzlos. Selbst der Link zur Anmeldeseite nutzt nur dem Besucher, der Autor ist. Und dieser wird sich die URL wohl merken oder abspeichern können. Raus damit.
Anders sieht es natürlich aus, wenn eine Kernfunktion das Registrieren neuer Nutzer ist. Dann kann der Button gar nicht auffällig genug sein. Dann wird eher die Beschriftung zum Problem.
2. XHTML, CSS
Wie viele User werden wohl schon auf diese Footer-Links geklickt und sich gefragt haben, was denn bitteschön ein Validator ist und was man auf dieser Seite jetzt soll. Ich wurde vor einiger Zeit am Telefon gefragt, warum wir für W3C Werbung machen würden – wegen des Links im Footer. 🙂 Raus damit.
3. Archive
Toll sind die Kalender, auf denen jeder Tag mit mindestens einem veröffentlichten Artikel zum Tagesarchiv verlinkt wird. Im Ausschnitt links erkennt man das mangels ordentlichem CSS nicht einmal. Aber selbst wenn, für welchen Nutzer spielt es eine Rolle, ob ein Artikel an einem bestimmten Tag veröffentlicht wurde?
Noch besser finde ich riesige Monatsarchive (Biespiel), wenn seit Jahren gebloggt wird. Gerrit hatte bei seinem Vortrag »Die 7 Todsünden des Blogdesigns« ganz gute Beispiele dafür – anschauen bis zur allerletzten Folie!
WordPress kann seit einigen Versionen auch ein jährliches Archiv wp_get_archives('type=yearly')
, wenn man ein solches überhaupt braucht. Für eine gute Indizierung oder »Durchblutung« aus Suchmaschinensicht mag man auch andere Wege finden.
4. Tags
Um den Befürwortern von Tags gleich den Wind aus den Segeln zu nehmen: Wieso verschlagwortet Ihr Eure Artikel mit Tags? Kaum ein Benutzer klickt darauf. Auch mit dem Begriff Tag-cloud kann kein normaler User was anfangen. Wer klickt wirklich in eine Tag-Cloud (sofern man noch lesen kann, was da steht)? Okay, lassen wir es 1% oder 2% sein. Und dann? Die Tagseiten sind meist ziemlich unbrauchbar. Für den Besucher sind sie bestenfalls übersichtlich, so dass er weitere Artikel zum Tag findet (wenns denn noch welche gibt), für Suchmaschinen bringt nichts. Was bleibt im Regelfall? Eine Aufblähung und Komplexierung der Seite.
Wer Tags sinnvoll nutzen will, muss ihnen eigene Bedeutung und Inhalte geben, die einen eigenen Nutzen für den Besucher bringen. Auf einem Filmblog könnte man Taggruppen (geht seit einigen Versionen in WordPress) wie Schauspieler, Genre usw. anlegen. Aber selbst dann sollte man pro Schauspieler-Tagseite beispielsweise Foto, Kurzbeschreibung, weiterführende Links zusätzlich zu den Artikeln aufführen können. Aus Erfahrung: das ist saumäßig viel Arbeit. Alternative: raus damit.
5. Bookmarks
Gleiches Spiel wie eben: wer nutzt (noch) Bookmark-Dienste? Okay, und wer die nutzt, braucht diese Buttons als Erinnerung? Okay, und wieso dann 15 und mehr Dienste, wenn derjenige wohl nur einen Bookmark-Dienst nutzt? Und das alles auf Kosten aller anderen Nutzer? Sie kennen sicherlich noch Internetnutzer, die noch mit Röhrenmonitor surfen. Was soll so ein Benutzer auf Technorati oder Delicious? Noch Fragen?
6. »Permalink«
Fragen Sie Ihren Nachbarn mal, was ein Permalink ist. Wieso steht es dann auf vielen Seiten im Klartext oder zumindest im title
des Weiterlesen-Links? Es hat keinen Nutzen für den Besucher. Also weglassen oder in Link zu oder dergleichen ändern.
7. Toolbars & Social-Widgets
Auch wenn die Bildschirme und deren Auflösungen tendenziell größer werden, ich will keine unfreiwilligen Toolbars. Wenn ich Funktionen einer Toolbar nutze, dann blende ich mir diese ein. Der Umkehrschluss gilt meines Erachtens nicht.
Die Funktionen kenne selbst ich meist nicht, nutzen werde ich sie aber auch andernfalls nicht – zumindest nicht in der Toolbar. Denn auf der nächsten Webseite steht mir diese nicht mehr zur Verfügung. Featuritis!
Genauso kann man es mit social Widgets übertreiben (Beispiel)
8. Buttons & Counter
Zahlen, Daten und Fakten können sehr hilfreich sein – oder auch nicht. Was hat ein Besucher also von Buttons und Zahlen eines Besucherzählers wie im Beispiel hier links abgebildet? Dagegen kann es für eine erste Einschätzung eines Blogs durchaus hilfreich sein, wenn man übersichtlich wesentliche Zahlen findet. So sind derzeit große Feedleser-Zahlen in Mode. Das halte ich im Einzelfall für durchaus sinnvoll.
9. Die neusten Artikel
Ein Klassiker der Sidebar: die 10 neuesten Beiträge. Und was findet sich auf der Blog-Startseite neben diesem Sidebar-Widget: die 10 neusten Beiträge. Mit einer einfachen php-Abfrage oder dem Plugin Display Widget einfach zu lösen.
10. Lesbarkeit
Ein Blog soll primär gelesen werden. Dazu gehören neben einer vernünftigen Druckversion (soll ja noch Papier-Leser geben) ordentliche Struktur, Typografie und viele Gesetzmäßigkeiten guten Designs. Natürlich ist hier manchmal ein »Rauschen« schöner als ausreichender Kontrast für Sehbehinderte. Dann gilt es im Einzelfall eine passende Lösung zu finden und zu testen. Daher sind hier perfekte Seiten selten schön. Folglich abschließend zwei meinem Geschmack nach passende Beispiele zu fehldendem Zeilenabstand trotz hohen Kontrasts und zu Hierarchien sowie Abstand (Gesetz der Nähe, white space).
Fazit
Ikea wirft die Christbäume raus, wir im Blog die Tags, die Bookmarks, die Werbung, den Kommentar-Feed, die Meta-Navigation, die nichtssagenden Footer-Links und viele Kleinigkeiten mehr.
Auf gehts, raus damit – für einen besseren Blog!
Was wir wieso und wie drin gelassen haben, kommt im nächsten Artikel.
Kommentare zu 10 Tipps für ein einfacheres Blog-Design
1. Kommentar
klaus |
Und womit verdienst du dann noch Geld, wenn du alles rausschmeisst??
2. Kommentar
Robert Hartl |
3. Kommentar
KChristoph |
Prima. Übertragbar auf alle Bereiches des Lebens. Danke für die Erinnerung.
4. Kommentar
Herbert Peck |
Guter Artikel. Gleich 'mal einiges - nicht alles - umgesetzt. Eine Bookmarkleiste mit den wichtigsten! Diensten halte ich schon für angebracht. Man hat die URL halt doch nicht alle und immer parat. Zumindes geht es mir so ;-). Bosonders nützlich: Werbung raus! Hatte ich zwar nie drin, nervt mich bei anderen aber sehr.
5. Kommentar
Knut O.E. Pankrath |
Die reine Lehre, derzufolge die reinst mögliche Leere anstrebenswert sei, hat auf den ersten Blick schon was. Und die meisten Punkte unterschreibe ich ohne Diskussionsbedarf. Aber: Ist es wirklich nur Verspieltheit oder Gedankenlosigkeit, wenn einzelne Seitenbetreiber einer - zugegeben - Minderheit den ganzen blitzenden und blinkenden Kleinkram anbieten, der oft die Aufgabe hat, den Rückkanal anzukurbeln? Ich schreibe das u.a. deshalb, weil ich mich letztes Jahr im Rahmen der Blogparade Pagegloss mit dem Thema auseinandergesetzt habe.
6. Kommentar
MacMacken |
Ich verwende Tags um ähnliche Beiträge zum gerade angezeigten Beitrag auflisten zu können. Allerdings werden diese Tags in den Standardansichten für den Benutzer nicht darstellt, sondern nur intern verwendet – denn wie Du richtig schreibst, legen die meisten Benutzer keinen Wert auf Tags.
7. Kommentar
Markus |
8. Kommentar
Frühlingsputz « SUSAY – Design, Technik und Trends |
[...] hat vor einem Monat mit seinem Artikel 10 Tipps für einfacheres Blog Design einige Blogger zum nachdenken [...]
9. Kommentar
AN24 |
10. Kommentar
danza |
Eine Tagwolke kann durchaus sinnvoll sein, um die interne Linkstruktur für Suchmaschinen zu stärken, allerdings lasse ich sie nur auf der Startseite weiter unten anzeigen. Die Tags lasse ich mit Absicht bei jedem Artikel drunter stehen, da die Tagseiten recht gut meistens bei Suchmaschinen gelistet sind, da sie oft das Suchwort des Suchenden beinhalten. Ansonsten finde ich diesen Blog der Realität entsprechend, viele Benutzer haben ihre Blogs unnötig aufgebläht ;)
11. Kommentar
Sebastian |
Das mit der Tagwolke werde ich mir überlegen, fand ich einen recht interessanten Einwand, meine Leser können damit wohl wirklich weniger was anfangen, ich selbst nutze sie eigentlich sehr gerne wenn ich auf Blogs stöbere... Was die Werbung betrifft kann ich dem nicht so ganz folgen, es scheint mir so als kann man einen Blog nur aus Spaß an der Freude betreiben und zum geldverdienen ist dieser nicht da. Bei Blinkender und übermäßiger Werbung muss ich dir zwar absolut zustimmen, jedoch ist gegen dezenter Werbung nichts einzuwenden. Natürlich lassen sich durch das anbieten von Produkten und co wesentlich mehr raus holen.
12. Kommentar
Nadine |
13. Kommentar
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[…] einem ruhigen Design, das zum Thema und der Persönlichkeit des Bloggers passt, ist es unerlässlich, kontinuierlich und […]
14. Kommentar
Jakob |
Ich danke Ihnen für den interessanten Artikel. Ein abgespecktes Design ist ja auch viel übersichtlicher und tut auch der Ladezeit der Webseite gut. Beste Grüße, Jakob